Die sieben häufigsten Wohngifte und ihre Auswirkungen
Das sollten Sie über Wohngifte und für ein gesundes Zuhause wissen
Die neuen Möbel sind zusammengeschraubt, die letzten Kisten ausgepackt und der Umzug endlich überstanden. Jetzt heißt es: entspannen und im neuen Zuhause tief Luft holen! Oder lieber doch nicht. Denn in frisch renovierten Gebäuden, neuen Möbeln und Neubauten lauern häufig versteckte Wohngifte. Wir enttarnen die schlimmsten Schadstoffquellen in Innenräumen für Sie.
Bauprodukte und Möbel können einen wahren Chemiecocktail enthalten, der über Jahre hinweg gesundheitsgefährdende Schadstoffe an die Raumluft abgibt. Deshalb ist es wichtig, bereits beim Hausbau und beim Kauf neuer Möbel die wichtigsten Krankmacher zu meiden. Die eigenen vier Wände komplett schadstofffrei zu gestalten, ist aufgrund der zahlreichen Umweltbelastungen nahezu unmöglich. Allerdings sollte die Belastung so niedrig wie möglich gehalten und auf emissionsarme Baustoffe und Möbel gesetzt werden.
Die sieben häufigsten Wohngifte auf einen Blick
1. Lösemittel in Farben und Lacken
2. Schimmel in Feuchträumen und an Wänden
3. Weichmacher in Bodenbelägen
4. Formaldehyd in Teppichen und Holzwerkstoffen
5. Flammschutzmittel in Textilien und Dämmmaterialien
6. Holzschutzmittel in Spielzeug, Möbeln und Dachstuhl
7. Schädlingsbekämpfungsmittel in Polstermöbeln und Teppichen
1. Lösemittel in Farben und Lacken
Farben und Lacken wird bei der Herstellung Lösemittel beigemischt, um sie streich- und sprühfähig zu machen. Diese Lösemittel bestehen jedoch häufig aus flüchtigen organischen Verbindungen (VOC), die schon bei Raumtemperatur an ihre Umgebung ausdünsten und über die Atmung vom menschlichen Organismus aufgenommen werden.
Hinter dem Begriff VOC werden verschiedene Einzelverbindungen zusammengefasst, die zum Teil krebserregend wirken können, zum Beispiel der Krebserreger Benzol. Bei einer starken Konzentration können die Ausdünstungen von Lösemitteln Kopfschmerzen, Atemwegserkrankungen, Allergien, brennende Augen und allgemeines Unwohlsein auslösen.
Eine lange andauernde Überkonzentration schädlicher flüchtiger organischer Verbindungen schädigt Nieren, Leber, Nerven und das Knochenmark und fördert die Tumorbildung.
Bei der Arbeit mit Farben und Lacken sowie in der Trockenphase sollte unbedingt ausreichend gelüftet werden. Da die Stoffe auch Wochen nach dem Streichen noch in die Raumluft ausgasen können, sollte beim Kauf unbedingt auf wohngesunde emissionsarme Farben und Lacke gesetzt werden.
Neben Farben und Lacken können auch Klebstoffe, Kunststoffbodenbeläge, Möbel Bodenbeläge und Raumlufterfrischer schädliche Lösemittel enthalten.
2. Schimmel in Feuchträumen und an Wänden
Schimmel in der Wohnung kann besonders für Allergiker hochgradig gesundheitsgefährdend werden. Er kann für Atemwegsbeschwerden, Magen-Darm-Erkrankungen, Kopfschmerzen und Hautkrankheiten verantwortlich sein.
Schimmel entsteht primär durch Feuchtigkeit und unzureichende Lüftung. Deshalb sind meist Feuchträume, beispielsweise das Badezimmer, betroffen. Erkennbar ist Schimmel durch seinen modrigen Geruch. An den infizierten Gegenstände und Wänden bilden sich durch Schimmel dunkle Sprenkel. Die größte Gefahr der Schimmelpilzbildung besteht im Winter, wenn sich die Feuchtigkeit an kalten Oberflächen und Wänden ansammelt. Deshalb sollte besonders in der kalten Jahreszeit ausreichend und gleichmäßig über den Tag verteilt gelüftet werden.
3. Weichmacher in Bodenbelägen
Weichmacher wie Phalate, Phthalate und Nonylphenol sind in vielen Produkten, beispielsweise in einigen Putzen, Farben, Kunststoffgegenstände und Bodenbelägen enthalten. Ihre Funktion ist, hartes Material elastischer zu machen. Allerdings kann diese Art der flüchtigen organischen Verbindungen Allergien, Unfruchtbarkeit und Krebs auslösen. Durch Berührung mit der Haut werden die Schadstoffe vom Körper aufgenommen. Besondere Vorsicht ist vor allem bei billigen PVC-Böden geboten, die bis zu 30 Prozent aus Weichmachern bestehen können.
Die in den Weichmachern enthaltenen Stoffe entweichen vor allem durch Reibung, beispielsweise durch Betreten des Bodens. Die Ausdünstungskonzentration der in den Weihmacher enthaltenen Stoffe wird von vielen Größen beeinflusst wie beispielsweise Temperatur, Sonneneinstrahlung, Luftfeuchte und Beanspruchung.
4. Formaldehyd in Teppichen und Holzwerkstoffen
Formaldehydverbindungen dünsten nach und nach aus Materialien aus. Aus diesem Grund belasten sie in Innenraumluft dauerhaft. Der Schadstoff kann Allergien auslösen und zu einer Reizung des Nasenrachenraumes bzw. der Rachenschleimhaut und der oberen Atemwege, sowie zu Kopfschmerz, Atemnot und Übelkeit führen. In hohen Dosen wirkt Formaldehyd möglicherweise krebserregend. Solch hohe Konzentrationen des Schadstoffs wurden früher vor allem in Sperrholz und Spannplatten gefunden. Inzwischen sind jedoch viele Holzprodukte emissionsarm, Käufer sollten deshalb unbedingt auf entsprechende Prüfsiegel achten.
Stehen viele mit Formaldehyd belastete Gegenstände in einem Raum, addiert sich die Konzentration der Ausdünstungen. Auch Teppiche und andere Wohntextilien sind häufig mit Formaldehyd belastet. Da der Schadstoff einen strengen Geruch hat, kann das Wohngift meist bereits beim Einkauf erkannt werden.
5. Flammschutzmittel in Textilien und Dämmmaterialien
Flammschutzmittel verringern die Entflammbarkeit von Produkten. Sie werden häufig in der Herstellung von Polstermöbeln, Textilien, Dämmmaterialien und elektronischen Geräten eingesetzt. Je nachdem, welche Stoffe verwendet werden, können Flammschutzmittel eine Gefahr für die Gesundheit bergen. Während natürliche Flammschutzmittel meist risikofrei sind, können phosphor- oder halogenhaltige Mittel gefährliche Schadstoffe ausdünsten.
Die schädlichen Stoffe können aus den Produkten entweichen und sich in der Innenraumluft und im Hausstaub niederschlagen und das menschliche Nervensystem schädigen, Krebs erregen oder zur Unfruchtbarkeit führen.
6. Holzschutzmittel in Spielzeug, Möbeln und Dachstuhl
Holzschutzmittel im Innenausbau sind in der Regel eine Altlast. Bis in die 80er Jahre wurde Holzschutzmittel mit den Chemikalien PCP und Lindan behandelt. Diese Stoffe, die als krebserzeugen und nervenschädigend eingestuft wurden, können über viele Jahre die Innenluft belasten. Besonders gesundheitsgefährdend wirken die Chemikalien beispielsweise bei einem Dachausbau, wenn durch Abschleifen giftiger Staub aufgewirbelt wird. Dieser feine Staub verteilt sich unsachgemäßer Bearbeitung im ganzen Haus, wodurch auch Räume belastet werden, die keinen direkten Kontakt mit den Schadstoffen haben.
Im schlimmsten Fall wird durch die Arbeit eine Holzschicht freigelegt, in die die giftigen Chemikalien eingedrungen sind. In diesem Fall gasen die Stoffe ungehindert in die Innenräume aus. Wird zum Beispiel das Dach neu gedämmt, wird der Luftaustausch reduziert und die Belastung steigt auf gesundheitsgefährdendes Niveau. Besonders bei Altbauten ist deshalb eine Prüfung auf Holzschutzmittelaltlasten sinnvoll.
Auch heutige Holzschutzmittel dünsten häufig Schadstoffe aus, die sowohl das Nervensystem als auch die Haut schädigen können. Lacken und Ölen wird beispielsweise oft Terpentinöl beigesetzt. Terpene, die ein natürlicher Bestandteil von Nadelhölzern sind, können Hautallergien und Kopfschmerzen auslösen, das Einatmen der giftigen Substanz reizt zusätzlich die Schleimhäute. In vielen Innenräumen kann auf Holzschutzmittel generell verzichtet werden. Ist ihr Einsatz unbedingt nötig, sollte man zu einem lösemittel- und terpenfreien Produkt greifen.
7. Schädlingsbekämpfungsmittel in Polstermöbeln und Teppichen
Motten befallen nicht nur Kleidungsstücke, sondern nisten sich auch gerne in Polstermöbeln und Teppichen ein. Viele Möbel werden deshalb bereits bei der Produktion mit entsprechenden Schutzmitteln vorbehandelt. Was den Insekten nicht gut bekommt, kann jedoch auch dem Menschen schaden. Denn viele Mottenschutzmittel enthalten Pyrethroide.
Die Nervengifte sind zwar in der Landwirtschaft verboten, dürfen aber im Haushalt eingesetzt werden. Ihre Ausdünstungen werden über die Atmung aufgenommen und können Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelgefühle auslösen. Ähnlich schädlich sind Stoffe in Baumaterialien, die präventiv gegen Schimmel und Bakterien wirken. Käufer sollten deshalb lieber zu unbehandelten Produkten greifen, Schimmel durch ausreichende Belüftung vorbeugen und für einen natürlichen Mottenschutz, etwa Lavendelsäckchen, sorgen.
So können Sie sich in Ihrem Zuhause vor Wohngiften schützen
- Der Nase vertrauen: Ein erstes Warnzeichen für eine hohe Schadstoffkonzentration kann der typische „Neugeruch“ sein. Stinken zum Beispiel neue Möbel, ist das ein Hinweis darauf, dass sie flüchtige organische Verbindungen ausdünsten. Besonders in den ersten Tagen nach dem Kauf ist deshalb intensives Lüften empfehlenswert. Verschwindet der Neugeruch auch nach einigen Wochen nicht, sollten Sie über eine Reklamation nachdenken.
- Gütesiegel: Achten Sie bei Kauf oder einer Sanierung darauf, nur wohngesunde Baustoffe und Einrichtungsgegenstände zu verwenden. Ziehen Sie bei der Planung Ihres Bauprojekts unbedingt einen Experten zu Rate, um die emissionsärmste Lösung zu finden.
- Lüften: Ein regelmäßiger Luftaustausch ist besonders bei gut gedämmten Häusern unerlässlich. Sorgt keine Lüftungsanlage für frische Luft, empfiehlt die Verbraucherzentrale NRW mindestens drei bis vier Mal am Tag die Fenster für fünf bis zehn Minuten für eine Stoßlüftung zu öffnen.
- Giftige Stoffe vermeiden: Die Schadstoffbelastung in Möbel, Spielzeug und Reinigungsmitteln kann, ebenso wie in Baustoffen, hoch sein. Entsprechende Zertifizierungen und Angaben von Inhaltsstoffen helfen dabei, die richtige Auswahl zu treffen und ungesunde Produkte zu vermeiden.
- Klarheit verschaffen: Die Schadstoffbelastung in Innenräumen kann durch eine Raumluftanalyse ermittelt werden. Experten können außerdem bei der Ermittlung der schlimmsten Schadstoffquellen helfen.
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Thema: Gesundes Bauen und Modernisieren – Warum gesunde Raumluft nicht selbstverständlich ist
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